Zeitzeugenberichte vom Frauengefängnis

Die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn heißt für den morgigen Mittwoch zu einer weiteren Ausstellungseröffnung mit Zeitzeugengesprächen willkommen. Die öffentliche Veranstaltung - der Eintritt ist frei - beginnt um 18 Uhr. Die neue Ausstellung trägt den Titel "Der dunkle Ort - Das Frauengefängnis Hoheneck".

Gedenkstättenleiter Sascha Möbius erklärt dazu: "Bautzen als Haftort für Gefangene in der DDR kennt jeder. Dort waren aber ausschließlich Männer untergebracht. Nur wenige wissen, dass es daneben auch ein Frauengefängnis mit ähnlich brutalen Zuständen gab: die Strafvollzugsanstalt Hoheneck im sächsischen Stollberg. Errichtet als Burganlage auf dem Berg über der Stadt, entstand dort 1866 ein gewaltiger Neubau, das sächsische Frauenzuchthaus."

Seit 1950 waren hinter hohen Mauern, Stacheldraht und Elektrozäunen nicht nur kriminelle Straftäterinnen inhaftiert, sondern auch tausendfach Regimegegnerinnen und Republikflüchtige. "Auch viele hundert Frauen, die seit 1945 von sowjetischen Militärtribunalen verurteilt worden waren, saßen bis weit in die 50er Jahre in Hoheneck ein", so Möbius. "Alle Häftlinge leisteten schwere Zwangsarbeit, vielfach für DDR-Exportbetriebe. Sie litten unter Kälte, schlechter Kleidung, minderwertigem Essen und unter dem brutalen Wachpersonal. Bis weit in die 1970er Jahre war das Zuchthaus regelmäßig überbelegt. Zeitweise waren mehr als 1600 Frauen eingepfercht, dabei standen nur 600 Haftplätze zur Verfügung. Diese Opfer des SED-Regimes werden öffentlich bisher kaum wahrgenommen."

Die Gedenkstätte Deutsche Teilung präsentiert nun die Porträts und Schicksale von 25 Frauen im Rahmen einer Wanderausstellung der Heinrich-Böll-Stiftung vom 17. Juni bis 31. Juli.

Zur Eröffnung werden die beiden ehemaligen Insassen Anne Gabel und Helga Müller aus Berlin über ihre Haftzeit in den 50er und 60er Jahren berichten.

Foto:Porträts und Schicksale von zwei Dutzend Frauen werden in der Ausstellung thematisiert.

Text: Ronny Schoof - Volksstimme