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Dritter Ehrenbürger Sommersdorfs: Beichler tief gerührt

Sommersdorf, den 11.08.2021
Im Geheimen war der Ratsbeschluss gefasst worden, seine Ausführung hat fast ein Jahr warten müssen. Nun ist es offiziell: Eckehart Beicher ist zum Ehrenbürger der Gemeinde Sommersdorf ernannt worden.

 

Sonnabendnachmittag, kurz nach drei: Am Dorfgemeinschaftshaus in Sommerschenburg schlägt nach monatelanger Auszeit wieder der Puls der Geselligkeit. Pavillons sind aufgebaut, der Ausschank läuft, die Gästeregistrierung ebenso. Man sitzt und steht zusammen, unterhält sich oder ist mit den letzten Vorbereitungen auf das Kommende beschäftigt. Der Pottburger Heimatverein hat zum traditionellen „SommerschenBURGFEST“ mit Mannschaftswettbewerb eingeladen – die erste Veranstaltung seit einer gefühlten Ewigkeit.

 
Erfolgreiche Verschleierungstaktik

Die Gemeinde Sommersdorf will diesen Anlass nutzen, einige aufgeschobene Ehrungen aus dem Vorjahr nachzuholen. Der Dorfverschönerungspreis 2020 wird an den Veranstalter, den Heimatverein gehen. Doris Herrmann erhält den Bürgerpreis. Auch aus diesem Grund befindet sich Eckehart Beichler, Vorsitzender des Kultur- und Sozialausschusses der Gemeinde sowie einst Initiator der beiden Preisverleihungen, unter den Anwesenden. Nur eine Handvoll von ihnen weiß, dass es mit Beichlers Beisein noch eine ganz andere Bewandtnis hat, von der er selbst nichts ahnt. Bürgermeister Peter Müller hat noch eine dritte Ehrung in petto, die er lange verschleiert und eingangs lediglich als „Geburtstagsgeschenk“ avisiert.

Es gelingt Peter Müller, die entscheidende Botschaft erst nach einem gewissen Spannungsaufbau zu verkünden und den Empfänger sozusagen völlig zu perplexisieren: Eckhart Beichler wird zum Ehrenbürger der Gemeinde Sommersdorf ernannt. Applaus, derweil der Geehrte noch ein paar Augenblicke braucht, um das Gehörte zu verarbeiten. Beichler, den Blick eben noch aufmerksam auf den Bürgermeister gerichtet, schlägt ungläubig in sich gekehrt die Hand vor den Mund. Ein Glitzern hinter den Brillengläsern zeugt von der völligen Rührung, die ihn durchfährt, als er frisch gefasst zu Müller schreitet und mit einem fast wehmütigen Lächeln zutiefst dankbar die Ehrenurkunde entgegennimmt.

 
Ausnahmsweise fehlen die Worte

Nach Erika Kiewitt und Rosemarie Pape ist Beichler erst der dritte Sommersdorfer/Sommerschenburger/Marienborner, dem diese Würdigung zuteil kommt. Der Pfarrer im Ruhestand, studierte Soziologe und versierte Kommunalpolitiker mit Erfahrung auch als Bürgermeister und stellvertretender Landrat ist den Umgang mit Worten eigentlich gewohnt. In diesem Moment jedoch fehlen sie ihm, in diesem Moment haben die Emotionen über den Verstand obsiegt. Beichler presst bewegt einen Satz heraus: „Ich bin überrollt, weil ich nicht damit rechnen konnte – herzliches Dankeschön.“

 
Hohe Wertschätzung dorfübergreifend

Fürwahr, dieser Paukenschlag war gelungen, wenngleich sehr kurzfristig anberaumt. Peter Müller erklärt: „Die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Eckehart Beichler wurde bereits früh im vergangenen Jahr vom Gemeinderat beschlossen – hinter seinem Rücken, da wir ihn damit zu seinem 80. Geburtstag im Oktober überraschen wollten. Ich bin froh, dass alle dichtgehalten haben, obwohl wir nun deutlich länger mit der Ehrung warten mussten als gedacht und bald schon der 81. ansteht. Sie sollte in einem würdigen Rahmen und auch öffentlich erfolgen, wie auch die Vergabe des Bürger- und des Dorfverschönerungspreises. Aufgrund der Corona-Situation mussten wir das mehrfach verschieben und haben jetzt kurzentschlossen entschieden, dass das Sommerschenburgfest des Heimatvereins ein geeigneter Anlass ist, ehe wir vielleicht wieder mit Einschränkungen zu kämpfen haben.“

Eckehart Beichler, nachdem er sich einigermaßen gefasst hatte, gefiel die Wahl des Anlasses: „Schön, dass es in Sommerschenburg passiert“, so der Sommersdorfer, „denn das Zusammenwirken unserer drei Dörfer ist mir ja ein wichtiges Anliegen.“ Da war er wieder, der nimmermüde, voranschreitende, mitreißende, vereinende Geist, den so viele Sommersdorfer, Pottburger und Marienborner an Eckehart Beichler zu schätzen wissen.

 
Hans Dampf in allen Gassen

Peter Müller formulierte es in seiner Ansprache so: „Du bist unser Hans Dampf in allen Gassen. 33 Jahre lang warst du in deiner Heimat Emmerstedt in diversen Aufgabenfeldern tätig, im Ruhestand dann zog es dich zusammen mit deiner Frau Heide, die leider im vergangenen Jahr für immer von uns gegangen ist, hier nach Sommersdorf. Doch mit dem Ruhestand ging es für dich erst richtig los. Wir haben eine ganze Reihe an Initiativen im Dorf, wie das Gemeindeblatt, die Freizeitkünstlerausstellung, die Konsumgespräche und noch so vieles mehr, direkt dir zu verdanken. Du hast so viele Dinge angestoßen, die sich bewährt haben. Das alles aus deinem wichtigsten Grundsatz heraus: Wirken von unten, an der Basis. Ich denke, wenn einer diese Ehrung verdient hat, dann du.“

 

Vielleicht noch mehr als die Ehrenurkunde drückten folgende Worte Müllers die hohe Anerkennung der Dreidörfergemeinde gegenüber Beichler aus: „Du bezeichnest dich ja heute noch gern als Neubürger. Das will ich von dir nie wieder hören. Du bist einer von uns!“

 

Foto: Der Moment, als Bürgermeister Peter Müller die Ehrenbürgerschaft verkündete: Eckehart Beichler zeigte sich tief ergriffen, hatte nichts von dieser Würdigung gewusst, nicht mal geahnt. 

 

Text und Foto: Ronny Schoof - Volksstimme

 

Bild zur Meldung: Dritter Ehrenbürger Sommersdorfs: Beichler tief gerührt