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Kahlschlag: Nicht schön, aber rechtens

Sommerschenburg, den 11.02.2016

Ein im Laufe des vergangenen Jahres erfolgter Kahlschlag im Sommerschenburger Wald hat bei Einwohnern für Besorgnis und Entsetzen gesorgt.

 

Man könnte fast meinen, es sollte eine neue Landstraße zwischen Badeleben und Sommerschenburg entstehen. Mitten im Landschaftsschutzgebiet „Harbke-Allertal“ rund um den (einstigen) Badesee. 2015 sind hier auf Veranlassung des privaten Waldeigentümers mehrere bis zu zehn Meter breite Schneisen geschlagen und straßenähnliche Wege angelegt worden, deren Schotterbefestigung sich durch die bewaldete Hügellandschaft schlängelt. Das sieht alles andere als schön aus, doch Recht und Ordnung seien eingehalten worden, wie der Fachdienst Natur und Umwelt im Landratsamt auf Nachfrage mitteilte.

Konkret ist dem Antragsteller zum einen eine Befreiung vom Verbot genehmigt worden, die natürliche Bodengestalt durch das Aufbringen einer wassergebundenen Deckschicht aus gebrochenem Natursteinmaterial (Schotter) zu verändern. Zum anderen hat der Landkreis „nach Antragsprüfung und gemäß Richtlinie für den ländlichen Wegebau“ die Erlaubnis für die Neuanlage von Wegen sowie für die Veränderung der vorhandenen Wege erteilt.

Das liegt jetzt bereits ein Jahr zurück. Der Antrag für den Forstbetrieb Lappwald-Ost auf die erforderliche Verbotsbefreiung und Wegebauerlaubnis war im Dezember 2014 eingereicht worden. Der Genehmigung vom 9. Februar 2015 war „eine Besichtigung der Örtlichkeiten mit dem dort zuständigen Revierförster sowie eines Vertreters des Forstbetriebes Oberharz vorausgegangen“, so Fachdienstleiter Dieter Torka. Im Herbst dann war die Maßnahme größtenteils abgeschlossen.

Konform mit dem Waldgesetz

Begründet wurde das Vorhaben mit einer notwendigen ganzjährigen Befahrbarkeit der auszubauenden Wege, einer Verkürzung der langen Rückwege sowie einer Anbindung an das vorhandene Wegesystem. Die auf dieser Basis erteilten Genehmigungen seien mit den im Waldgesetz des Landes Sachsen-Anhalt geregelten Erfordernissen vereinbar, betonte Torka.

Demnach sieht das Gesetz in Bezug auf Waldwege vor, dass sie dem Zweck sowohl der Bewirtschaftung als auch der Erholung dienen dürfen und sollen. „Die Erschließung und somit die Bewirtschaftung der betreffenden Waldgebiete wurde durch die Wegebaumaßnahmen positiv beeinflusst, sie dienen jedoch auch der Erholung beziehungsweise Nutzung durch die Bevölkerung“, erklärte Torka.

Als problematisch hätten sich in einigen Bereichen steile Wege dargestellt, die zur Befahrung mit schwerem Forstgerät nicht geeignet waren. „Aus diesem Grund wurden Serpentinen angelegt und ebenfalls entsprechende Holzungsarbeiten durchgeführt“, gab Dieter Torka dazu Auskunft und fügte an: „Die technische Bauausführung entspricht weitgehend der fachlichen Praxis.“ Bei Neuanlagen von Waldwegen in Hanglagen seien „in der Regel immer umfangreiche Erdarbeiten zur Herstellung einer Lkw-tragfähigen Fahrbahn sowie zur Gewährleistung der Wasserführung“ notwendig.

Es sei auch normal, dass im Zuge der Baumaßnahmen ein etwas größerer Streifen kahlgeschlagen werde als Wege und Gräben nachher benötigen und dadurch ein vorläufig wüstes Bild entstehe. Diese „nicht unmittelbar zugehörigen Flächen“ sind laut Gesetz binnen dreier Jahre wieder aufzuforsten. Anlass zu Beanstandungen im Forstgebiet Sommerschenburg habe der Fachdienst Natur und Umwelt bis hierhin nicht gefunden, wie Torka feststellt: „Nach Abschluss der Bauarbeiten wurde eine Kontrolle durch die untere Naturschutz- und die untere Forstbehörde durchgeführt. Die Realisierung des Forstwegs entspricht der Genehmigung.“

 

Foto: „Wie eine Autobahn durch den Wald“ empfindet Volksstimme-Leser Michael Kahler den üppig bemessenen Wegebau im Landschaftsschutzgebiet bei Sommerschenburg. Die Maßnahme sei jedoch mit dem Landeswaldgesetz vereinbar, argumentiert der zuständige Fachdienst des Landkreises. Kahlgeschlagene Flächen, die nicht direkt zum Wegekörper oder Grabensystem gehören, müssen innerhalb von drei Jahren nach Entstehung – also bis Herbst 2018 – vom Waldeigentümer wieder aufgeforstet werden

 

Text und Foto: Ronny Schoof - Volksstimme

 

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