Forscher buddeln sich in die Bronzezeit
Archäologische Ausgrabung bei Sommerschenburg stößt auf 3000 Jahre alte Siedlungsreste - Seit Juli finden nahe dem "Eichenstetterlohn" bei Sommerschenburg archäologische Ausgrabungen statt. Nun liegen den Forschern einige Befunde vor. Man ist auf eine bronzezeitliche Siedlung gestoßen. Die Hoffnung, hier die mittelalterliche Wüstung Eickenstedt zu finden, musste man allerdings begraben.
Die Farbgebung des Erdreichs erleichtert den Such- ansatz: Dort, wo der Boden verdunkelt ist, wurde er einst auf irgendeine Weise genutzt. "Mögliche Befunde sind dadurch gut zu erkennen", sagt Astrid Deffner. Ob es sich jedoch um frühgeschichtliche Eingriffe handelt oder etwa nur um Agrararchitektur aus DDR-Zeiten, dafür muss man dann schon weiter in die Tiefe gehen. Wobei sich die geübten Augen auf die etwas krummeren und weniger planmäßig anmutenden Stellen konzentrieren und die schnurgeraden Linien als alte Drainagen der modernen Landwirtschaft erkennen.
Suchschlitz Nummer vier war der Durchbruch
So befinden sich überall auf dem Feld schmale Schächte, die Suchschlitze, durch die man sich den potenziellen Fundstellen seitlich annähert und zugleich einen Querschnitt der Bodenschichten erhält. "Der Anfang war etwas ernüchternd, weil die ersten drei Suchschachtungen nichts einbrachten", sagt Reinhard Duckstein, der die Ausgrabungen als leidenschaftlicher Freizeit-Sommerschenburger und vom Landesamt ehrenamtlich Beauftragter für Denkmalpflege mit besonderem Interesse verfolgt. Duckstein legt dabei auch selbst gern Hand an und hatte mit Suchschlitz Nummer vier schließlich Erfolg: die ersten Überreste einer früheren Siedlung! "Wie wir inzwischen wissen, ist es leider nicht das erhoffte Eickenstedt, dessen ungefähre Lage wir ja in dieser Gegend vermuten und gleich nebenan auch im Juni den entsprechenden Gedenkstein aufgestellt haben", erklärt Duckstein.
Nichtsdestotrotz sei man auf einen lohnenden Fund gestoßen, wie auch Archäologin Deffner bestätigt: "Man kann die Niederlassung auf die späte Bronzezeit datieren, etwa im Zeitraum 1000 bis 800 vor Christus." Das sei "nichts Spektakuläres", ergänzt Duckstein, da es derlei Siedlungen zuhauf gab, "doch es ist allemal etwas Interessantes für die Forschung auf mehreren Gebieten und auch für die Sommerschenburger." Aus dem Dorf kamen schon öfter neugierige Besucher zur Grabungsstätte, um sich genauer zu erkundigen. Da man jetzt einige Erkenntnisse und Entdeckungen vorzuweisen hat, gibt es am Montag Gelegenheit, sich bei einer Führung über das Gelände umfassend zu informieren.
Keramik und Tierknochen zählen zu den typischen Funden, wurden bereits zahlreich katalogisiert und für weiterführende Untersuchungen eingelagert, dazu beutelweise Bodenproben sowie der bisher "wertvollste Schatz": ein gut erhaltenes steinernes Schwungrad, das zur Wollverarbeitung diente.
Nach den Forschern kommt ein Umspannwerk
"Alles in allem sind wir schon jetzt sehr zufrieden", zieht As- trid Deffner eine Halbzeitbilanz. Noch bis Mitte September werden die Grabungen fortgesetzt, danach hat die E.ON als Grundeigentümerin hier Baufreiheit. Das geplante Bauprojekt - der Stromkonzern errichtet an dieser Stelle ein neues Umspannwerk - habe die Ausgrabung überhaupt erst ins Rollen gebracht, verdeutlich Reinhard Duckstein. Da berechtigte Annahme auf archäologische Befunde bestand, konnten im Vorfeld Probegrabungen veranlasst werden. In ihrem Ergebnis wurde der Verdacht bestätigt, sodass die Forscher zunächst Vorfahrt hatten.
Gut sichtbar zeichnet sich auf dem freigelegten Feld eine rund umlaufende Einfassung der Siedlung ab - allerdings nur zu einem kleinen Teil. "Wenn man sich die Linie weiterdenkt, erkennt man, dass die Behausungen und Ställe wahrscheinlich noch ein gutes Stück über das Grabungsgebiet hinaus geführt haben", bedauert Deffner, dass man vielleicht nur ein Drittel der Siedlung buddeltechnisch inspizieren kann.
Foto: Studentinnen aus England helfen bei der Ausgrabung. Dunkle Stellen deuten mit Sicherheit auf Bodenbearbeitung hin.
Text und Foto: Ronny Schoof - Volksstimme
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