Geschichte 4
Teil IV - Vom 2. Weltkrieg bis zur Gegenwart
Die Bevölkerung
Der 2. Weltkrieg kostete mindestens 39 Sommersdorfern an den Fronten und in der Gefangenschaft das Leben. Einschneidend waren auch für Sommersdorf seine Folgen.
Nachdem im April 1945 zunächst die Amerikaner einmarschierten, folgte, wie im Februar 1945 auf der Jalta-Konferenz vereinbart, zum 1.Juli 1945 die Rote Armee. Damit gehörte Sommersdorf bis 1949 zur sowjetischen Besatzungszone und vom 7.10.1949 bis zum 2.10.1990 zur DDR.
Für alle 4 Besatzungszonen galt nach dem Kriege in gleicher Weise, Millionen von Heimatvertriebenen aus den okkupierten deutschen Ostgebieten und weiteren sowjetisch besetzten Ländern aufzunehmen. So wuchs die Bevölkerung Sommersdorfs nach dem Kriege auf 1500 an (1935:967 Einwohner). In den 50-er Jahren ging die Einwohnerzahl wieder zurück, da ein Teil der Heimatvertriebenen in die Bundesrepublik Deutschland weiterzog, aber auch gebürtige Sommersdorfer ihren Heimatort in Richtung Westen verließen oder in Richtung Osten umgesiedelt wurden (so 1952 bei der sogenannten Aktion "Ungeziefer", in der politisch Unzuverlässige das Grenzgebiet, so auch Sommersdorf, verlassen mussten). Zwischen 1961 und 1989 verließen besonders junge Menschen Sommersdorf, um den Einschränkungen des Sperrgebiets (1952 errichtet, 1961 und 1973 verschärft und am 30.11.1989 im Wendeherbst aufgehoben) zu entgehen. So hatte Sommersdorf 1981 689 Einwohner, 1986 nur noch 641. Durch die Wende, die Grenzöffnung, den Wegfall von vielen Arbeitsplätzen ab Juli 1990 (z.B. in der Landwirtschaft oder das Aus für das Kraftwerk Harbke) ging die Einwohnerzahl auf 550 zurück. Im Dezember 2002 lebten in Sommersdorf 564 Menschen.Veränderungen im gesellschaftlichen Bereich
Die Bodenreform 1945 in der sowjetischen Besatzungszone betraf zunächst Sommersdorf nicht, da kein Bauer über 100 ha besaß. Erst durch die Ermordung einer Hofbesitzerin im Februar 1946 - ihr Mann war 1945 als Nazi verhaftet worden - konnte ein Hof von 83 ha enteignet und das Land an 12 Neubauern aufgeteilt werden.
1954 begann nach sowjetischen Vorbild die Kollektivierung der Landwirtschaft mit der Gründung der LPG (Landwirtschaftliche Produkionsgenossenschaft) "Fortschritt". Waren es zunächst 4 Mitglieder mit 460ha Land, so gehörten 1957 bereits 48 Mitglieder mit 538 ha Land zur LPG.
Wie überall in der DDR, wurden im Frühjahr 1960 die letzten selbstständigen Bauern in die LPG gezwungen. Später wurde die Sommersdorfer LPG mit der Harbker zusammengelegt und auf Tierproduktion spezialisiert.
Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Nachkriegsstaaten am 3.10.1990 wurde die LPG in eine Agrargenossenschaft umgewandelt. Manche Bauern bzw. Landbesitzer verpachteten ihr Land auch an Bauern im nahegelegenen Niedersachsen. Wiedereinrichter, d.h. Bauern die ihren Acker wieder selbstständig als Haupterwerb bewirtschafteten, gab (und gibt) es in Sommersdorf nicht.
Industrielle Arbeitsplätze gab es bis zur Wiedervereinigung in der Nähe sowohl in Harbke als auch in Völpke. Den Sommersdorfern, die bei der BKB beschäftigt waren, wurde ab 1952 die Ausübung ihres Berufes im Westen verwehrt. Da nach dem Anfang der 90-er Jahre viele nahegelegene industrielle Arbeitsplätze wegfielen, mussten davon Betroffene entweder in den Vorruhestand gehen, weite Wege zum Arbeitsplatz in Kauf nehmen oder Sommersdorf in Richtung Westen verlassen. Nicht wenige, die blieben, wurden arbeitslos.
Erwähnenswertes aus über 6 Jahrzehnten
1953 wurde im Rahmen des nationalen Aufbauwerkes der DDR im Dorn die Waldbühne errichtet. Viele ältere Sommersdorfer, Sommerschenburger und Einwohner anderer Orte erinnern sich z.B. gern an Operettenaufführungen oder an Filmabende in freier Natur.
Nachdem es ab dem Mauerbau 1961 zunehmend schwieriger wurde, in das Sperrgebiet einzureisen, gab es einen Zuschauerschwund und dies bedeutete Mitte der 60-er Jahre das Aus für die Waldbühne. Heute erinnern an sie nur noch Mauerreste der ehemaligen Bühne.
1953/1954 sollte nur wenige hundert Meter von der Waldbühne entfernt, im Tal des Baches der von Ost nach West die Unterburg und Sommersdorf durchfließt, ein großes Freibad errichtet werden. Kinderbad und Nichtschwimmerbassin wurden fertiggestellt und auch einige Jahre genutzt. Der Beton des Kinderbades und des Nichtschwimmerbassins erinnern nich heute an das 2.große Vorhaben in der ersten Hälfte der 50-er Jahre.
Erwähnenswertes gibt es für Sommersdorf erst wieder in den 70-er Jahren. Zwischen 1974 und 1978 wurde die zentrale Trinkwasserleitung unter schwierigen Bedingungen gebaut. Gleichzeitig entstand ab 1974 südöstlich der Unterburg ein Naherholungsgebiet mit einer Badeanstalt an einer mit Wasser gefüllten ehemaligen Erzgrube, einem KInderferienlager und der Saisongaststätte "Erzklause". Davon in Nutzung ist nur noch die Badeanstalt. Zwischen 1974 und 1989 wurde sie aus dem Sperrgebiet herausgenommen, so dass auch Einwohner weiterer Orte, wie z.B: aus dem nahegelegen Badeleben, die schön gelegene und sich durch eine gute Wasserqualität auszeichnende Bademöglichkeit nutzen konnten. 1978 wurde die Konsum-Kaufhalle gebaut (jetzt anderweitig genutzt).
Da im Güterverzeichnis des Klosters St.Ludgeri bei Helmstedt (jetzt in Helmstedt) erstmalig 983 Sommersdorf und 2 Sommersdorfer, Thiadger und Heridag, erwähnt wurden, konnte Sommersdorf 1983 die Tausend-Jahr-Feier begehen. Höhepunkt war ein Festumzug, der die vergangenen 1000 Jahre zum Inhalt hatte. Im gleichen Jahr 1983 wurde der seit den 60-er Jahren ruhende Männer-Gesangs-Verein reaktiviert und konnte inzwischen die 20-Jahr-Feier seiner Aktivierung festlich begehen.
Als einziger Sommersdorfer Verein hat die Freiwillige Feuerwehr, gegründet 1890, das ganze 20. Jahrhundert ohne Pause überstanden und ist auch heute der aktivste Verein, der sich mit der Jugendfeuerwehr den eigenen Nachwuchs heranzieht.
Seit dem Wendejahr 1989/90 mit den Höhepunkten 30.11.1989 - Wegfall der Sperrzone, wie schon erwähnt, die Öffnung des Grenzübergangs Sommersdorf-Hohnsleben am 12.04.1990, Währungs- Wirtschafts- und Sozialunion am 1.7.1990 und der Vereinigung beider deutscher Nachkriegsstaaten am 3.10.1990, liegt Sommersdorf nicht mehr am Rande eines Staates, der seine Bürger mit Gewalt daran hinderte, ihn zu verlassen, sondern mitten in Deutschland. Helmstedt wurde wieder, wie schon bis 1945, Haupteinkaufsstadt der Sommersdorfer. Auch das kulturelle Angebot von Helmstedt, mit dem Brunnentheater in Bad Helmstedt, von Schöningen und Königslutter steht den Sommersdorfern wieder offen. Die genannten Orte sind weniger weit entfernt als die Kreisstadt Oschersleben.
Bereits 1991 bekam Sommersdorf Erdgas. Nur wenig später wurde Sommersdorf in das Dorferneuerungsprogramm aufgenommen. Besonders in den Jahren 1992 bis 1994 war noch reichlich Geld vorhanden, um neue Dächer, Heizungen, Fenster und weitere Sanierungen mit einem Zuschuss zu fördern. 1999 erhielt Sommersdorf eine zentrale Abwasserleitung und im Jahr 2000 wurde die Bergstraße, die längste und schönste Straße Sommersdorfs, aufwendig saniert.
Am 27.11.2003 konnte mit einem Turmfest der 1.Abschnitt der dringend erforderlichen Sanierung der Sommersdorfer Kirche abgeschlossen werden. Zu diesem 1.Abschnitt gehörte die Abnahme der gesamten hölzernen Turmhaube, deren zimmermannsmäßige Instandsetzung, Steinmetzarbeiten, das Wiederaufsetzen der Turmhaube mittels eines großen Kranes, sowie die Montage der Turmbekrönung. Am Krichenschiff wurde ebenfalls in diesem 1.Abschnitt etwa die Hälfte des im Auflagebereiches total verrotteten Dachstuhles saniert. Das Bauvolumen dieses 1.Bauabschnittes beträgt 230.000€ und wurde von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, dem Land Sachsen-Anhalt, dem Kirchekreis Egeln und der Kirchengemeinde Sommersdorf/Sommmerschenburg finanziert. Bis auch der Innenraum der Kirche in altem Glanze erstrahlt, werden trotz hoffentlich erneuter Fördermittel und Eigenleistungen der Kirch- und Ortsgemeinde noch viele Jahre vergehen, aber der Anfang ist gemacht und lässt hoffen. Die Sanierung der Kirche hat seit 2004 Fortschritte gemacht, wie besonders aus dem Bericht zum Erntedanksonntag – 1.10. 06 – hervorgeht. Zur Zeit – November 06 – sind die Kirchenfenster mit den Aposteln Petrus und Paulus ausgebaut und werden aufgearbeitet. Die wichtigsten Arbeiten in den nächsten Jahren sind die Erneuerung des Außenputzes der Kirche und die Sanierung der Orgel.
Mit der Grunderneuerung der Luxemburg-Str. wurde 2005 begonnen. Sie dauerte fast ein Jahr. Allerdings mussten die Straßenbauarbeiter eine gut 3 – monatige Winterpause einlegen. An ihr liegen von West nach Ost das Dorfgemeinschaftshaus, die zur Zeit einzige stationäre Einkaufsmöglichkeit, die KiTa, Kirche und Gemeindehaus (Pfarrhaus) und die Physiotherapie-Praxis.